Um über Schutzhundeausbildung reden zu können, gilt es zunächst, zwischen der sportlichen und der sogenannten „zivilen“ Ausbildung zu unterscheiden.
Schutzhundeausbildung als Sport
Die sportliche Schutzhundeausbildung ist sicher vielen als die übliche Hundeplatzausbildung bekannt. Ich selbst habe vor über 25 Jahren meine ersten Schäferhunde im sogenannten SchH ausgebildet und in vielen Wettkämpfen geführt.
Richtig trainiert und ausgeübt, ist mit dem richtigen Hund gegen die sportliche SchH-Tätigkeit nichts zu sagen. Das dicke Aber folgt jedoch sogleich: „Richtig“ setzt in diesem Bereich sehr vieles voraus: Einen sehr nervenstarken und umweltsicheren Hund, eine solide durchgeführte Basiserziehung UND eine rein auf Spielmotivation aufbauende Ausbildung im Bereich Schutzdienst. Werden alle diese Punkte wirklich beachtet, bekommt man einen gut erzogenen Hund, der die Arbeit am „Mann“ als reines Spiel ansieht. Weder kann der Hund hierdurch auf Kommando hin jemanden angreifen noch wird er dies überhaupt in Erwägung ziehen.
Um jedoch im Wettkampf ganz vorne dabei sein zu können, muß der Hund beispielsweise beim Verbellen ein enormes Durchhaltevermögen zeigen. Bei dieser Übung wird der Hund aus mehreren dutzend Metern zu einem kleinen Sichtversteck geschickt. Hinter diesem steht der sogenannte Schutzdiensthelfer, eine Person, die einen Schutzanzug, einen Beißärmel (nur in diesen darf der Hund beißen) sowie eine Peitsche bzw. Hetzstock trägt. Die Person steht ganz still und der Hund darf sie weder berühren noch gar beißen. Für die Prüfung ist gefordert, dass der Hund dicht vor dem Helfer sitzt oder steht und laut anhaltend bellt. Der Hundebesitzer kommt erst nach einigen Minuten heran und ruft den Hund ab.
Dieses lange Bellen wird vielen Hunden schnell zu anstrengend, zu langweilig oder zu uninteressant. Oder sie bellen zu „kraftlos“, mit „zu wenig Druck nach vorne“ – sprich, nicht eindrucksvoll genug. Und an dieser Stelle wird es in der Ausbildung in vielen Fällen leider weniger schön. Der Hund wird vom Schutzdiensthelfer „geärgert“, beispielsweise gekniffen oder geschubst oder sogar ernsthaft bedroht. Gleichzeitig ruckt der Hundeführer von hinten an der Leine, um im Hund noch mehr Spannung aufzubauen. Bellt der Hund nun mehr oder versucht, sich zu wehren, wird dies sofort belohnt, indem er den begehrten Schutzhundärmel bekommt und in diesen hineinbeißen darf.
Leider hat diese Ausbildungsmethode zur Folge, dass der Hund lernt, in Streßsituationen mit Angriff nach Vorne zu reagieren. Viele Hunde übertragen diese Erfolgsstrategie dann schnell auch in andere Lebenssituationen und reagieren dann im Alltag sehr schnell „überzogen“. Dieser Punkt ist es, der die Schutzhundeausbildung in unseren Augen gefährlich macht. Zusätzlich wird die Ausbildung häufig auf halber Strecke abgebrochen, was zur Folge hat, dass der Hund zwar bereits gelernt hat, Spaß am Angriff zu haben, jedoch der nötige Gehorsam fehlt.
Kurzum, wir bieten keine Schutzhundeausbildung an. Haben Sie selbst einen Schutzhund und Probleme in bestimmten Bereichen, können wir Ihnen gerne helfen – jedoch nur, wenn wir der Meinung sind, dass dieser bestimmte Hund für diesen Sport auch geeignet ist.
Ziviler Schutzdienst
Im sogenannten „zivilen“ Schutzdienst wird der Hund darauf traniert, auf Befehl hin jemanden anzugreifen und festzuhalten – egal wo (und nicht wie beim sportlichen Schutzdienst „nur“ in den gepolsterten Ärmel).
Diese Ausbildung beispielsweise erhalten Polizeihunde.
Im privaten Bereich ist diese Form der Ausbildung wirklich gefährlich, weil ich einen kompromißlosen Angriff ohne Eigenmotivation des Hundes nicht mit „netten“ Methoden erreiche. So ausgebildete Hunde sind „scharf“ und nur mit größter Umsicht zu führen.
Habe ich einen ehemaligen Schutzhund?
Wenn Sie einen Hund bekommen haben, bei dem die Rasse, das Verhalten oder der evtl. bekannte Vorbesitzer vermuten läßt, dass mit dem Hund irgendeine Form von Schutzdienst gemacht wurde, können wir dies gerne abklären. Es gibt bestimmte Situationen und Hörzeichen, die dem Hund dann i.d.R. bekannt sind. Dies können wir testen, damit Sie lernen können, damit richtig und vorsichtig umzugehen. Zusätzlich werden wir daran arbeiten, die Streßtoleranz und die Streßreaktion des Hundes umzutrainieren, um die Gefahr für die Umwelt zu minimieren und Ihre sowie die Lebensqualität des Hundes wieder zu erhöhen (es ist nicht schön, immer in Alarmbereitschaft sein zu müssen).
Ich möchte doch nur, dass der Hund mich beschützt, wenn es nötig ist!
Dieser legitime Wunsch kann und sollte nicht durch ein entsprechendes Training aus den oben genannten Gründen unterstützt werden. Ein Hund mit entsprechender Veranlagung wird Ihnen in einer gefahrvollen Situation zur Seite stehen bzw. die Situation alleine durch seine Anwesenheit gar nicht erst entstehen lassen. Zusätzlich gibt es einige Kniffe, die wir Ihnen gerne zeigen. Praktisch ist es auch, wenn der Hund auf Kommanndo bellen kann. Wir zeigen Ihnen gerne, wie!